Werden Reflexive Verben im Passe Compose immer mit être gebildet?

Das Verb „appeler“ ist meist das erste reflexive Verb, welches wir im Französischunterricht lernen. Wir stellen uns damit vor: „Je m’appelle Anna. – Ich heiße Anna.“ Reflexive Verben werden mit einem Reflexivpronomen (pronoms réfléchis) gebildet. Es gibt betonte und unbetonte Reflexivpronomen.

Personalpronomenunbetontes Reflexivpronomenbetontes Reflexivpronomen
jememoi
tutetoi
il / elle / onselui / elle / soi
nousnousnous
vousvousvous
ils / ellesseeux/elles

Wie ihr seht, unterscheiden sich die unbetonten Reflexivpronomen lediglich in der 3. Person von den Personalpronomen. Sie stehen immer zwischen Subjekt und Verb.
Das betonte Reflexivpronomen verwenden wir nur im bejahten Impératif: „Appelez-moi! – Ruf mich an!“

Viele reflexive Verben benötigen das Reflexivpronomen nur, wenn sich die Handlung auf das Subjekt zurückbezieht.

Il s’appelle Toni. – Er heißt Toni. / Er nennt sich Toni.
ABER: J’appelle ma mère. – Ich rufe meine Mutter an.

Einige Verben sind jedoch immer reflexiv, unter anderem: „s’emparer“ und „s’enfuir“.

Die Konjugation von appeler im Présent und im Passé composé:

Reflexive Verben bilden die zusammengesetzten Zeiten immer mit „être“.

 PrésentPassé composé
jem'appelleme suis appelé(e)
tut'appellet'es appelé(e)
il / elle / ons'appelles'est appelé(e)
nousnous appelonsnous sommes appelé(e)s
vousvous appelezvous êtes appelé(e)s
ils / elless'appellese sont appelé(e)s

Wenn das Verb nicht mit einem Vokal beginnt, dann müssen wir das Reflexivpronomen ausschreiben: „je me lave, tu te lave, il se lave, ils se lavent„.

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Tipps

Es gibt im Französischen direkte und indirekte Objekte. Direkte Objekte werden ohne Präposition, indirekte Objekte mit Präposition an das Verb angeschlossen.

Ein participe passé ist neben dem Hilfsverb der zweite Teil der passé composé-Form eines Verbs.

Ein Fragepronomen ist ein Fragewort, z. B. pourquoi, quand oder où.

que ist ein Relativpronomen.

Lösung

Bei der Bildung des passé composé von reflexiven Verben brauchst du das Hilfsverb être. Obwohl das participe passé von Verben mit être normalerweise angeglichen wird, ist dies bei reflexiven Verben nicht der Fall. Hier gelten die gleichen Angleichungsregeln wie bei Verben mit avoir:

Unter die Kategorie „Verben mit rückbezüglichem/funktionslosem Reflexivpronomen und ohne Verbergänzung (direktes Objekt)“ fallen Verben ohne nominales direktes Objekt. In diesem Fall ist das Reflexivpronomen das direkte Objekt und das participe passé wird angeglichen. Die Angleichung erfolgt in Numerus und Genus an das Reflexivpronomen oder dessen Bezugswort, das Subjekt.

Bei „Verben mit rückbezüglichem Reflexivpronomen und folgendem direktem Objekt“ ist im Satz schon ein direktes Objekt vorhanden. Das Reflexivpronomen ist in diesem Fall das indirekte Objekt. Wenn gleichzeitig das direkte Objekt rechts vom Verb steht, dann ist das participe passé unveränderlich. Es erfolgt keine Angleichung an das Subjekt. Bei „Verben mit rückbezüglichem Reflexivpronomen und vorangehendem direkten Objekt“ ist das Partizip veränderlich. Es wird in Genus und Numerus an das direkte Objekt angeglichen. Das direkte Objekt kann das Relativpronomen que sein oder ein direktes Objektpronomen oder ein Fragepronomen mit Nomen im Fragesatz.

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Hier bist du bei den reflexiven Verben angelangt. Reflexiv bedeutet rückbezüglich. Aber was genau sind reflexive Verben?

Im Französischen heißen reflexive Verben les verbes pronominaux. Klingt etwas anders, gibt dir aber einen guten Hinweis darauf, wie solche Verben aussehen. Sie tragen nämlich immer eine Form des Reflexivpronomens se bei sich. Auch im Deutschen werden reflexive Verben immer mit sich gebildet. Hierzu ein paar Beispiele:

  • sich anziehen - ich ziehe mich an - je m’habille (s’habiller)
  • sich kümmern - er kümmert sich um seinen Bruder - il s’occupe de son frère (s’occuper de)
  • sich hinsetzen - wir setzen uns hin - nous nous asseyons (s’asseoir)

In manchen Fällen ist das Verb im Französischen reflexiv und im Deutschen nicht:

  • aufstehen - ich stehe auf - je me lève (se lever)

Werden Reflexive Verben im Passe Compose immer mit être gebildet?

Ebenso gibt es Verben, die im Deutschen reflexiv sind und im Französischen nicht:

  • sich bewegen - ich bewege mich viel - je bouge beaucoup (bouger)

Bildung

Reflexive Verben stehen also immer zusammen mit Reflexivpronomen, also mit einer Form von se (sich). Sie beziehen sich immer auf das Subjekt:

  • me (mich)
  • te (dich)
  • se (sich)
  • nous (uns)
  • vous (euch)
  • se (sich)

Um ein reflexives Verb der französischen Sprache zu bilden, passt du also das Reflexivpronomen an dein Subjekt an und konjugierst das Verb ganz normal in der dazu passenden Person, z. B. so:

  • Marie se lève toujours à 8 heures. (Marie steht immer um 8 Uhr auf.)
  • Il faut se laver les mains. (Man muss sich die Hände waschen.)
  • Tu ne t’aperçois pas qu’il se fait tard. (Du bemerkst nicht, dass es spät wird.)

Beachte, dass das Passé Composé reflexiver Verben stets mit dem Hilfsverb être gebildet wird!

Im Passé Composé wird das Participe Passé im Normalfall in Genus und Numerus an das Subjekt des Satzes angeglichen (dazu unten mehr):

  • Pauline s’est lavée. (Pauline hat sich gewaschen.)
  • Vous vous êtes habillés ? (Habt ihr euch angezogen?)

Wichtige reflexive Verben

Du hast jetzt schon einige wichtige reflexive Verben kennengelernt. Hier kannst du deine Sammlung noch erweitern:

  • s’en aller (weggehen): Alors, je m’en vais ! (Also, ich geh weg!)
  • se réveiller (aufwachen): Il se réveille trop tard. (Er wacht zu spät auf.)
  • s’appeler (heißen): Nous nous appelons Bélier. (Wir heißen Bélier.)
  • s’endormir (einschlafen): Tu as du mal à t’endormir ? (Kannst du nur schwer einschlafen?)
  • se baigner (baden): Les enfants se baignent. (Die Kinder baden.)

Werden Reflexive Verben im Passe Compose immer mit être gebildet?

Bedeutungsveränderung reflexiver Verben

Viele Verben haben sowohl eine reflexive als auch eine nicht-reflexive Form. Davon abhängig verändert sich ihre Bedeutung. Hier siehst du wichtige Bedeutungsveränderungen:

  • agir (handeln) – s’agir de qc (von etwas handeln)
  • entendre (hören) – s’entendre avec qn (sich mit jemandem verstehen)
  • trouver (finden) – se trouver (sich befinden)

Nicht alle Verben, die mit „sich“ bzw. se gebildet werden, sind „echte“ reflexive Verben. Zu erkennen, um welchen Typ reflexiver Verben es sich handelt, ist bei der Angleichung des Participe Passé wichtig.

Da gibt es zum einen die reflexiven Verben mit reziproker Bedeutung, welche kein rückbezügliches, sondern ein wechselseitiges Verhältnis ausdrücken:

  • Marie et Claude se connaissent depuis longtemps. (Marie und Claude kennen sich seit langem.)

Werden Reflexive Verben im Passe Compose immer mit être gebildet?

Zum anderen gibt es reflexive Verben mit passivischer Bedeutung. Sie werden ohne Agensangabe (Subjekt) gebildet, z. B.:

  • Ça ne se fait pas. (Das gehört sich nicht. / Das macht man nicht.)

Und zum Dritten gibt es die rein reflexiv gebrauchten Verben. Sie existieren nur in der reflexiven Form, z. B. se souvenir de (sich erinnern an):

  • Pauline se souvient des vacances en Bretagne. (Pauline erinnert sich an den Urlaub in der Bretagne.)

Reflexive Verben im Passé Composé

Was hat nun der Typus eines reflexiven Verbs mit der Angleichung im Passé Composé zu tun? Wir hatten ja gesagt, dass im Normalfall das Participe Passé in Genus und Numerus an das Subjekt des Satzes angeglichen wird:

  • Pauline s’est lavée. (Pauline hat sich gewaschen.)
  • Marie et Claude se sont levés très tard. (Marie und Claude sind sehr spät aufgestanden.)

Diese Angleichung geschieht allerdings nur unter zwei Bedingungen:

1) Das Subjekt und das Reflexivpronomen des Satzes beziehen sich auf dieselben Personen.

2) Der Satz enthält kein direktes Objekt.

Schauen wir uns nun Sätze an, bei denen das Participe Passé unverändert bleibt, da eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist:

  • Pauline et Claude se sont téléphoné. (Pauline und Claude haben miteinander telefoniert.) → Wenn man das Reflexivpronomen im Deutschen durch „einander“ ersetzen kann und wenn im Französischen das indirekte Objekt mit der Präposition à an das Verb angeschlossen wird (wie bei téléphoner à qn), bleibt das Partizip unverändert.
  • Pauline s’est lavé le visage. (Pauline hat sich das Gesicht gewaschen.) → Hier verhindert das direkte Objekt le visage die Angleichung des Partizips lavé. Ohne dieses direkte Objekt würde man das Partizip, wie du schon weißt, anpassen: Pauline s’est lavée. (Pauline hat sich gewaschen.)

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