Welche droge macht sofort abhängig

Kokain wird ein besonders hohes Abhängigkeitspotential zugesprochen. Was heißt  das aber? Wird jeder sofort abhängig von Kokain? Grundsätzlich kann jeder abhängig werden.

Wie auch bei anderen Substanzen hängt dies vom Konsummuster ab. Die spezifische Wirkung des Kokains kann insbesondere bei Personen, die für die Effekte der Droge besonders empfänglich sind, rasch zu einer Abhängigkeit führen.

Personen, die größere Selbstwertprobleme haben, die also nicht zufrieden mit sich sind beziehungsweise gerne stärker, selbstbewusster oder einfach "besser" sein wollen, sind deshalb besonders gefährdet.

Kokain ist in der Lage, zumindest kurzfristig die Zweifel an der eigenen Person zu vertreiben, Grübeleien ein Ende zu bereiten und Platz zu machen für ein erhöhtes Selbstbewusstsein. Von anderen (nüchternen) Menschen wird das durch Kokain gestützte Selbstbewusstsein oft jedoch als Arroganz und emotionale Kälte wahrgenommen.

Auch wird der tatsächliche Zugewinn an Leistungsfähigkeit oder Kreativität deutlich überschätzt. Am Ende steht dann immer das Gegenteil der anfänglichen Wirkung: Depression, Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Ideenlosigkeit und innere Leere.

Wird Heroin häufiger konsumiert - egal ob gespritzt, gesnieft oder geraucht (auf Folie) - dann bildet sich rasch eine körperliche Abhängigkeit. Heroinabhängigkeit ist daran zu erkennen, dass der Körper mit Entzugssymptomen reagiert, wenn die Droge längere Zeit nicht zugeführt wird. Linderung verschafft dann meist nur wieder die Droge, so dass die Gedanken bald nur noch darum kreisen. Das wird Craving genannt. Das Craving kann auch noch nach einem erfolgreichen körperlichen Entzug dazu führen, dass die Person wieder rückfällig wird und erneut dem Teufelskreis von Rausch und Entzugserscheinungen verfällt.

Die Entwicklung einer Heroinabhängigkeit oder einer anderen Drogensucht ist kein einfach zu erklärendes Phänomen. Es ist nicht nur die "böse" Droge, die aus unschuldigen Menschen "Junkies" macht. Denn an der Entstehung von Abhängigkeit sind immer mehrere Komponenten beteiligt, die sich zu drei Kategorien zusammenfassen lassen:

Die Person mit ihren individuellen Eigenschaften. Die Wirkung einer Droge wird nicht von jedem gleich verarbeitet. Während der eine vielleicht "drauf abfährt", lässt der andere wieder schnell die Finger davon, weil ihm die Wirkung nicht ganz geheuer ist oder er sich nicht der Gefahr der Abhängigkeit aussetzen will.

Die Umwelt mit ihren unterschiedlichen Einflüssen. Zum Beispiel kann eine extreme Umwelt, wie sie in Kriegsgebieten oder Armengettos vorzufinden ist, dazu führen, dass Drogen als Mittel zur inneren Flucht, zum Ausblenden der widrigen Umstände benutzt werden. Auch weniger extreme Umwelteinflüsse wie beispielsweise ein ungünstiges elterliches Erziehungsklima sind als Umweltbedingungen anzuführen, die Drogenkonsum und Abhängigkeit "begünstigen" können.

Die Droge und ihre Wirkung. Drogen unterscheiden sich in der Art und Intensität der Wirkung, die aber wiederum eng an die Personeneigenschaften gekoppelt ist. Auch wenn es beispielsweise in den Medien immer wieder vereinfacht dargestellt wird, die Droge allein macht noch nicht abhängig. Drogenabhängigkeit ohne Droge gibt es aber auch nicht.

Heroin nimmt unter allen Drogen eine Sonderstellung ein, da ihm ein besonders hohes Abhängigkeitspotential zugesprochen wird. Aber völlig losgelöst von Personen- und Umweltfaktoren lassen sich eine Drogenkarriere und auch die Heroinabhängigkeit nicht erklären. Denn meist sind es Personen mit erheblichen psychischen Störungen, die besonders gefährdet sind, den Rausch als "Erlösung" von ihren Problemen zu missbrauchen.

4. Februar 2014, 19:16 Uhr

Lesezeit: 4 min

Im Gegensatz dazu wird es immer teurer und schwieriger, verschreibungspflichtige Medikamente zu bekommen. Oxycontin etwa, ebenfalls ein Opiat und ein legal erhältliches Schmerzmittel, war lange eine begehrte Droge. Die Szene taufte es Hillbilly Heroin, weil die Pillen besonders gern von der weißen Landbevölkerung genommen wurden, die man als Hillbillies verunglimpft. Eine Pille kostet laut dem Sozialarbeiter Deeney auf dem Schwarzmarkt 40 Dollar, wenn man sie preiswert bekommt. In manchen Gegenden sind bis zu 100 Dollar dafür fällig. Es wurde teurer, weil die Behörden und Pharmakonzerne es schwerer gemacht haben, Oxycontin zu bekommen - das Angebot sank, der Preis stieg.

New York, die Heroin-Hauptstadt

Eine Tüte Heroin kostet auf der Straße dagegen nur etwa zehn Dollar, und die Wirkung ist die gleiche. In der Heroin-Hauptstadt New York bekommt man es teils für sechs Dollar. In den vergangenen Jahren ist Heroin reiner geworden, es wirkt also stärker. Offenbar stecken auch dahinter die Kräfte der Marktwirtschaft: Weil mit den Pillen neue Konkurrenz für Heroin entstand, musste Heroin besser werden, um noch Abnehmer zu finden. Die Qualität des Stoffes schwankt aber stärker als die der Pillen. "Viele Abhängige sind zu Heroin gewechselt, weil es leichter zu haben ist und ein ähnliches Hoch liefert", schreibt die DEA in ihrem Drogenbericht. "Therapiestellen berichten, dass Opiat-Süchtige immer die Droge nehmen, die billiger und leichter zu haben ist." Die Zahl der Oxycontin-Abhängigen sinkt. Auch der Schauspieler Hoffman soll eine Zeit lang das Opium-Schmerzmittel genommen haben.

Der Gouverneur von Vermont, Pete Shumlin, hat seine gesamte Rede an das Parlament in der vergangenen Woche dem massiven Drogenproblem gewidmet, das es inzwischen in seinem kleinen, ländlichen Bundesstaat gibt. "In jedem Winkel unseres Staates bedrohen uns Heroin- und Opiat-Abhängigkeiten", sagt er. "Was als Problem mit Oxycontin und anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten in Vermont begann, hat sich zu einer ausgewachsenen Heroinkrise entwickelt."

Auf Selbstzufriedenheit folgen Entzugserscheinungen

Kaum eine Droge macht so schnell süchtig wie Heroin, einer von vier Menschen, die es probieren, wird abhängig. Heroin beeinflusst das zentrale Nervensystem. Auf ein blitzartiges Hochgefühl folgen Ruhe, Unbeschwertheit und Selbstzufriedenheit. Je nach Qualität des Stoffes wirkt er zwischen zwei und fünf Stunden. Danach kommen Entzugserscheinungen. Da sich der Körper an das Gift gewöhnt, müssen Süchtige die Menge immer weiter steigern.

Die Behörden finden immer wieder Drogenhöhlen, sind aber insgesamt hilflos. Insgesamt hat die DEA in New York im vergangenen Jahr 144 Kilo* beschlagnahmt, fast 20 Prozent der gesamten Funde in den USA, ein Wert von rund 43 Millionen Dollar. Das Geschäft ist größer geworden und professioneller. Erst im Januar fand die Polizei eine Heroin-Mühle in einer Wohnung im New Yorker Stadtteil Bronx mit Hunderttausenden Tütchen mit Namen wie "iPhone" oder "Government Shutdown". Sie waren acht Millionen Dollar wert und für Dealer im gesamten Nordosten der USA vorgesehen. Der Fund sei ein Warnzeichen, wie lukrativ das Geschäft geworden ist, sagt Bridget Brennan, New Yorks Drogen-Sonderbeauftragte. "Eine Beschlagnahmung dieser Größe sollte allen die Augen öffnen über das Ausmaß des Heroin-Problems, mit dem wir konfrontiert sind."

*Anmerkungen der Redaktion: In einer früheren Version stand an dieser 44 Kilo. Es sind 144 Kilo.

Crystal Meth macht sofort abhängig

Mittwoch, 09.09.2015 | 07:04

Euphorisch, angstfrei, nimmermüde: die anfängliche Wirkung der synthetischen Droge Crystal Meth klingt reizvoll. Umso schrecklicher ist allerdings die Kehrseite ihrer Folgen.

Schon der einmalige Konsum von Crystal Meth kann süchtig machen. Die synthetische Droge, die zu den Meth-Amphetaminen gehört, macht euphorisch, steigert das Selbstwertgefühl, nimmt Grundängste und unterdrückt Müdigkeit, Hunger und Schmerzen. Diese Effekte führen schnell zu psychischer Abhängigkeit, erläutert Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. Wer Crystal Meth nimmt, berichte oft, dass er schon nach kurzer Zeit die Kontrolle über seinen Konsum verliere. Das hänge auch damit zusammen, dass Betroffene die Entzugserscheinungen als unerträglich wahrnehmen.Laut Roth-Sackenheim besteht die Gefahr, dass die Droge Psychosen mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen hervorruft. Auch die geistigen Fähigkeiten leiden oft darunter: Betroffene können sich schlecht konzentrieren oder Termine und Informationen merken. Als körperliche Folgen sind Infekte, Herzprobleme oder Gewichtsverlust möglich.

Je nach Ausprägung der Sucht muss der Abhängige auch stationär behandelt werden. Wichtig dabei sei, dass er lernt, wie er sich zur Enthaltsamkeit in Bezug auf Crystal Meth motivieren kann, erklärt die Psychiaterin. Außerdem müsse er wieder in die Lage kommen, sich selbst so zu kontrollieren, dass er nicht rückfällig wird.

gm/gx/dpa

Wie lange dauert es, bis sich feste Konsumgewohnheiten herausbilden?

Welche droge macht sofort abhängig

Diese Frage habe ich kürzlich einem meiner Patienten gestellt. Er hatte nach vielen Jahren seine Opiatabhängigkeit überwunden und engagiert sich jetzt in der Drogenprävention. Seine Antwort war eindeutig: »Ja!« Aus seiner Sicht hatte schon die erste berauschende Erfahrung bei ihm zum Kontrollverlust geführt.

Das mag sich für die Betroffenen subjektiv so anfühlen. Aus medizinischer Perspektive muss man dem jedoch klar widersprechen. Eine Sucht zeichnet sich dadurch aus, dass der Abhängige sein selbstzerstörerisches Verhalten nicht aufgeben kann. Bis es so weit kommt, sind einige Zwischenschritte nötig. Was mein Patient beschrieb, ist vielmehr ein evolutionär sehr alter Lernprozess, der den Weg in eine Sucht ebnen kann. Dieses »Belohnungslernen«, auch operante Konditionierung genannt, ist enorm wichtig für die Herausbildung grundlegender Verhaltensweisen wie Nahrungssuche oder Fortpflanzung. Zudem beeinflusst es die Vermeidung von Schmerzen und Gefahren: Was uns einmal Lust verschafft hat, wiederholen wir; was uns wehtut, meiden wir.

Das neuronale Belohnungssystem wird immer dann aktiv, wenn wir Glücksgefühle empfinden. Daran beteiligt sind Botenstoffe wie Dopamin und körpereigene Opiate, etwa Endorphine. Genau hier greifen auch Substanzen mit Suchtpotenzial an. So kann beispielsweise Kokain schon beim ersten Konsum bestimmte Synapsen im Belohnungssystem verändern. Allerdings sind diese zellulären Umbauten nicht Auslöser des Suchtverhaltens, sondern stellen eher eine vorübergehende Anpassungsreaktion dar. Ohne fortgesetzten Drogenkonsum bilden sie sich über kurz oder lang zurück.

Die Erfahrung beim ersten »High«-Sein bestimmt, ob man erneut zur Droge greift oder in Zukunft lieber die Finger davon lässt. War das Erlebnis positiv, können sich stabile Konsummuster herausbilden. In dieser Phase ist der Gebrauch von psychoaktiven Substanzen in der Regel zielgerichtet: Der Nutzer möchte mit ihrer Hilfe seinen geistigen oder emotionalen Zustand verändern, beispielsweise sein Konzentrationsvermögen oder Selbstbewusstsein steigern oder sich schlicht einen »Kick« verschaffen.

Im Lauf der Zeit kann daraus eine Gewohnheit entstehen. Der Griff zur Droge erfolgt dann nicht mehr intentional, sondern wird unbewusst wie ein gelernter Reflex ausgelöst. Das ist nicht viel anders als beim berühmten pawlowschen Hund, der beim Klang einer Glocke wie auf Knopfdruck Speichel absondert. Oft reicht eine bestimmte Situation aus, um das Verlangen zu entfachen. So greifen viele Raucher in geselliger Runde oder nach dem Essen automatisch zur Zigarette.

Wie lange es dauert, bis sich feste Konsumgewohnheiten herausbilden, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neben der Wirkung der jeweiligen Droge sowie der Häufigkeit und den Umständen der Einnahme spielen auch die Persönlichkeitsmerkmale des Nutzers eine Rolle. Das Rauchen habitualisiert schnell, da die Wirkung des Nikotins unmittelbar nach der Inhalation zu spüren ist und das Rauchritual sehr häufig wiederholt wird. Bei zehn Zügen pro Zigarette und zehn Zigaretten pro Tag sind das allein schon 100 Gelegenheiten.

Sowohl der zielgerichtete Gebrauch als auch der gewohnheitsmäßige Konsum unterscheiden sich jedoch fundamental von einer echten Drogenabhängigkeit. Bei einer Sucht fällt es dem Betroffenen sehr schwer aufzuhören, selbst wenn er sich damit offensichtlich immens schadet. Er leidet zugleich unter einer chronisch negativen Stimmung und einem zwanghaften Verlangen. Die Sucht steht am Ende eines pathologischen Lernprozesses, bei dem es zu langfristigen Fehlanpassungen auf molekularer und psychologischer Ebene kommt. Unter regelmäßigen Rauchern ist schätzungsweise jeder Dritte in diesem Sinn abhängig, bei Alkoholkonsumenten beträgt der Anteil etwa fünf Prozent.

Selbst »harte« Drogen müssen also entgegen der landläufigen Meinung nicht zwangsläufig in die Sucht führen. Die meisten amerikanischen Vietnamkriegsveteranen, die im Dschungelkampf regelmäßig Heroin genommen hatten, konnten nach ihrer Rückkehr in die Heimat ohne große Probleme damit aufhören. Warum der pathologische Prozess bei manchen Menschen eintritt, während andere die Kontrolle behalten, bleibt Gegenstand intensiver Forschung.

Welche droge macht sofort abhängig

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Sommer, W. H.: Pathophysiology of Alcohol Addiction. In: Boyle, P. et al. (Hg.): Alcohol. Science, Policy, and Public Health, 2013, S. 84–96