Wie kann man in Deutschland wählen

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Ein Stimmzettel für die Bundestagswahl 2021. Links sieht man die Spalte für die Erststimme, rechts die Spalte für die Zweitstimme.

Bei einem Wahlsystem handelt es sich um die Regeln, nach denen eine Wahl durchgeführt wird. Bei der Bundestagswahl legt das Wahlsystem fest, wie die Abgeordneten des Bundestages gewählt werden. Diese Regeln bilden das Wahlsystem. Die Wähler/-innen erhalten einen Wahlschein. Dort tragen sie ihre Wahl ein. Jeder hat zwei Stimmen, kann also auf dem Wahlschein zwei Kreuze machen. Mit der Erststimme entscheidet die Wählerin, welche Person aus ihrem Wahlgebiet in den Bundestag als Abgeordnete kommen soll. Mit der Zweitstimme wird eine Partei gewählt. Wieviele Abgeordnete eine Partei später im Bundestag hat, hängt von den Zweitstimmen ab.

Das Wahlsystem legt fest, auf welche Art und Weise die Stimmen der Wählerinnen und Wähler abgegeben werden und wie sich die abgegebenen Stimmen auf die Verteilung der Sitze in einem Parlament auswirken.

  • Jede/r hat zwei Stimmen: Bei der Bundestagswahl kann man auf dem Stimmzettel zwei Stimmen abgeben: In der linken Spalte macht man ein Kreuz für die Erststimme, rechts für die Zweitstimme. Mit der Erststimme wird ein Kandidat oder eine Kandidatin aus dem eigenen Wahlkreis direkt gewählt. In Deutschland gibt es 299 Wahlkreise. Mit der Zweitstimme wählt man eine Partei. Die Anzahl der Zweitstimmen entscheidet darüber, wie viele Kandidat/innen eine Partei insgesamt in den Bundestag entsenden darf.
  • Freie Entscheidung: Bei der Wahl können die Wähler/innen frei entscheiden. So muss zum Beispiel der Direktkandidat, den man wählt, nicht der gleichen Partei angehören, die der Wähler mit der Zweitstimme wählt. Auf jeden Fall darf in beiden Spalten nur ein Kreuz für die Erst- und die Zweitstimme stehen, sonst ist der Stimmzettel ungültig.
  • Verteilung der Stimmen auf die Sitze im Deutschen Bundestag: : Die Anzahl der Abgeordneten, die nach der Wahl für eine Partei im Bundestag sind, wird nach einem festgelegten Verfahren ermittelt. Dabei wird zunächst die Zahl der Sitze der Parteien im Bundestag errechnet. Das ergibt sich, indem die Zweitstimmen ausgezählt werden. Die Zweitstimmen ergeben, wie das Stimmenverhältnis zwischen den verschiedenen Parteien im Parlament aussieht. Das erfolgt nach dem Verhältniswahlrecht.
  • Wer wird Bundestagsabgeordnete/r?: Wenn man weiß, wie viele Sitze jede Partei bekommt, muss noch geklärt werden, welche Personen in den Bundestag einziehen. Zunächst kommen all diejenigen Abgeordneten in den Bundestag, die in ihren Wahlkreisen durch die Erststimmen die Mehrheit bekommen haben. (Nach dem Grundsatz der Mehrheitswahl). Wenn einer Partei wegen der Zweitstimmen noch weitere Abgeordnetensitze zustehen, kommen die Personen in den Bundestag, die von den Parteien vor der Wahl in den Landeslisten benannt wurden.

Bei anderen Wahlen gelten meist andere Regeln. Zum Beispiel hat bei den Europawahlen jede/ Wähler/in eine Stimme. Auch bei Landtagswahlen und Kommunalwahlen gibt es ganz unterschiedliche Wahlsysteme.

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Durch Wahlen können Menschen mit-bestimmen. Zum Beispiel im Werkstatt-Rat. Und in der Politik. In diesem Text steht: Was Wahlen genau sind.

Und wie Sie wählen können.

Das steht in diesem Text:

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Wahlen sind wichtig.

Im Alltag entscheidet oft jeder selbst: Das mache ich und so soll es sein. Aber wenn viele Menschen entscheiden, ist das schwerer. Denn viele Menschen haben viele Meinungen. Bei Wahlen ist jede Meinung wichtig. Nur wer wählt, kann mit-bestimmen. Auch Selbstvertreter bestimmen mit. Selbstvertretung heißt:

Ich setze mich für meine Bedürfnisse ein.

Es gibt viele verschiedene Wahlen.

  • In der Schule: Jede Klasse wählt einen Klassen-Sprecher.
  • In der Werkstatt: Die Beschäftigten wählen den Werkstatt-Rat
    und die Frauen-Beauftragte.
  • In der Politik: Die Menschen in Deutschland wählen den Landtag und den Bundestag.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Wir leben in einer Demokratie.

In einer Demokratie bestimmt das Volk. Alle Menschen in einem Land sind das Volk.

Es können aber nicht alle Menschen

immer alles bestimmen. Das ist zu schwierig. Weil es zu viele Menschen sind. Darum gibt es Politiker und Politikerinnen. Sie vertreten die Meinung der Menschen. Deshalb kann man sie wählen.

Dann gehen sie als Abgeordnete in den Bundestag.

Dort bestimmen sie, was gemacht wird. Wahlen sind also sehr wichtig. Weil eine Wahl entscheidet,

wer Politik machen darf.

Was bringt Wählen? Ein Erklär-Film in Leichter Sprache von Tacheles, dem inklusiven Medien-Team der Lebenshilfe Trier.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Die Politik regelt das Zusammen-Leben. Die Menschen entscheiden, wer die Politik macht. Das machen die Menschen durch Wahlen.

In einer Demokratie gibt es verschiedene Wahlen.

Welche Wahlen gibt es?
Zum Beispiel gibt es:

  • Europa-Wahl
  • Bundestags-Wahl
  • Landtags-Wahl
  • Kommunal-Wahl

Die Europa-Wahl entscheidet: Diese Politiker dürfen in das Europa-Parlament. Das Europa-Parlament macht viele Gesetze und Regeln.

Sie gelten für ganz Europa.

Also auch für Deutschland.

Die Europa-Wahlen sind alle 5 Jahre.

Die Bundestags-Wahl entscheidet: Diese Politiker dürfen in den Bundestag. Der Bundestag macht viele Gesetze und Regeln.

Sie gelten für ganz Deutschland.

Der Bundestag wählt den Bundes-Kanzler. Oder die Bundes-Kanzlerin. Der Bundestag entscheidet, wieviel Geld ausgegeben wird. Zum Beispiel für Schulen und Straßen. Der Bundestag macht auch Verträge mit anderen Ländern. Zum Beispiel die UN-Behinderten-Rechts-Konvention. Das ist ein Vertrag über die Rechte von Menschen mit Behindeurng.

Kurz sagt man auch: UN-BRK.


Die Bundestags-Wahl ist alle 4 Jahre.

Deutschland hat 16 Bundes-Länder. Jedes Bundes-Land hat einen eigenen Landtag. Die Landtags-Wahl entscheidet: Diese Politiker und Politikerinnen dürfen in den Landtag. Der Landtag macht viele Gesetze und Regeln. Sie gelten nur für das eine Bundesland.

Die Landtags-Wahl ist meist alle 5 Jahre.

Kommunal bedeutet: Es geht um eine Stadt, eine Gemeinde oder einen Land-Kreis.

Ein Land-Kreis besteht oft aus mehreren Städten oder Gemeinden.

Die Kommunal-Wahl entscheidet:
Welche Menschen: 

  • im Stadt-Rat,
  • Gemeinde-Rat
  • oder Kreistag arbeiten dürfen.

Das sind zum Beispiel:

  • der Bürger-Meister oder die Bürger-Meisterin,
  • der Land-Rat oder die Land-Rätin.

Sie entscheiden:
Das ist für die Stadt, Gemeinde oder den Land-Kreis wichtig.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Seit dem Jahr 2019 gilt für alle Wahlen:

Auch Menschen mit einer
Betreuung in allen Angelegenheiten dürfen wählen. Jeder darf selbst entscheiden, ob er wählen möchte.

Und wen er wählen möchte.

Wer darf bei der Bundestags-Wahl wählen?

Bürger und Bürgerinnen:

  • über 18 Jahre
  • mit einem deutschen Pass

Wer darf bei der Landtags-Wahl wählen?

Bürger und Bürgerinnen:

  • über 18 Jahre oder über 16 Jahre,
  • mit einem deutschen Pass,
  • die schon 1 bis 3 Monate in dem Bundes-Land wohnen.

Für Landtags-Wahlen gibt es unterschiedliche Regeln.
Je nach Bundes-Land.

Wer darf bei der Kommunal-Wahl wählen?

Bürger und Bürgerinnen:

  • über 18 Jahre oder über 16 Jahre,
  • mit einem deutschen Pass oder einem Pass aus der Europäischen Union,
  • die schon 1 bis 3 Monate in dem Land-Kreis wohnen.

Für Kommunal-Wahlen gibt es unterschiedliche Regeln.
Je nach Bundes-Land.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Das gilt bei der Bundestags-Wahl
oder bei der Landtags-Wahl:
Es werden Personen und Parteien gewählt. Die Wähler haben manchmal zwei Stimmen. Das bedeutet: Jeder darf zwei Kreuze auf dem Stimm-Zettel machen. Eine Stimme ist für eine Person aus dem eigenen Wahl-Kreis. Die andere Stimme ist für eine Partei. Jeder wählt also eine Person und eine Partei.

Das gilt für Kommunal-Wahlen:


Es werden einzelne Personen gewählt.

Nach einer Wahl werden Stimmen gezählt. Das heißt: Es werden die Kreuze auf allen gültigen Stimm-Zetteln gezählt. Wer die meisten Stimmen bekommen hat,

gewinnt die Wahl.

Was sind Erst- und Zweit-Stimme? Ein Erklär-Film in Leichter Sprache von Tacheles, dem inklusiven Medien-Team der Lebenshilfe Trier.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Parteien wollen gewählt werden.

Eine Partei ist eine Gruppe von Politikerinnen und Politikern. Menschen in einer Partei haben oft ähnliche Ideen und Ziele. Bei Wahlen kann man

verschiedene Parteien oder Personen wählen.

Alle wollen viele Stimmen bekommen. Das heißt: Ein Kreuz für sie auf vielen Wahl-Zetteln. Alle wollen die Wahl gewinnen. Deshalb machen sie Wahl-Kampf. Das heißt: Die Parteien und Personen

machen Werbung für sich.


Und informieren: Das möchten sie für die Menschen machen.

Werbung machen heißt hier:

  • Sie hängen Plakate auf.
  • Es gibt Werbung im Internet, Radio, im Fernsehen und in der Zeitung.
  • Es gibt Info-Stände in der Stadt.
  • Es gibt Reden von Politikern und Politikerinnen in verschiedenen Städten.

Alle sollen vor der Wahl wissen:
Das möchten die Parteien und Politiker machen.

Man kann den Politikern auch Fragen stellen.
Zum Beispiel:

  • Was möchten Sie tun, wenn Sie gewählt werden?
  • Warum sollte ich Ihnen meine Stimme geben?
  • Was möchten Sie für Menschen mit Behinderung tun?

Information helfen beim Wählen einer Partei oder einer Person. Dann können die Wähler entscheiden:

Diese Partei und diese Person möchte ich wählen.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Erst informieren, dann wählen.

Die Entscheidung ist schwer. Die Wähler sollen wissen:

Was wollen die Parteien oder Personen?

Das steht im Wahl-Programm der Partei. Das Wahl-Programm gibt es oft auch in Leichter Sprache. Oft gibt es Info-Stände von Parteien. Dort können Bürger und Bürgerinnen Fragen stellen. Und Informationen bekommen.

Informationen gibt es auch:

  • im Internet
  • im Radio
  • im Fernsehen
  • in der Zeitung.

Eine besondere Hilfe ist der Wahl-O-Mat. Das ist ein Angebot im Internet.

Der Wahl-O-Mat wird immer

einige Wochen vor einer Wahl veröffentlicht. Der Wahl-O-Mat stellt viele Fragen. Dazu gibt es verschiedene Antworten zur Auswahl. Jeder wählt für sich die passende Antwort. Zum Schluss zeigt der Wahl-O-Mat:

Diese Parteien passen gut zu Ihren Antworten.

So kann jeder sehen: Welche Partei vertritt am besten meine Meinung? Dann weiß man oft,

wen man wählen möchte.

Wie kann man in Deutschland wählen

© Reinhild Kassing

Jeder Wähler und jede Wählerin bekommt eine Wahl-Benachrichtigung. Das ist ein Brief.

Er kommt mit der Post zu Ihnen nach Hause.

Darin steht:

  • Wann die Wahl ist.
  • Wo der Wahl-Raum ist.
  • Ob der Raum barriere-frei ist.
  • Wie die Brief-Wahl geht.

Ein anderes Wort für Wahl-Raum ist: Wahl-Lokal.
Für die Wahl gibt es 2 Möglichkeiten:

Ausweis und Benachrichtigung mitnehmen

Gehen Sie am Wahl-Tag zum Wahl-Lokal. Der Ort steht in der Wahl-Benachrichtigung.

Das müssen Sie mit-nehmen:

  • Ihren Personal-Ausweis
  • und Ihre Wahl-Benachrichtigung.

Im Wahl-Lokal sind Wahl-Helfer und Wahl-Helferinnen.
Denen zeigen Sie:

  • Ihren Personal-Ausweis
  • und Ihre Wahl-Benachrichtigung.

Dann bekommen Sie einen Stimm-Zettel. Auf dem Stimm-Zettel sind alle Parteien und Personen.

Die können Sie dann wählen.

In der Wahl-Kabine wählt man mit dem Stimm-Zettel

Die Wahl ist geheim. Das heißt: Niemand soll sehen, wen Sie wählen. Sie müssen das auch niemandem sagen. Deshalb wählen Sie in einer Wahl-Kabine. Das ist ein Tisch mit Wänden rundherum. Dort machen Sie Ihre Kreuze auf dem Stimm-Zettel. Sie dürfen nur eine bestimmte Anzahl Kreuze machen. Das steht auch noch einmal auf dem Stimm-Zettel. Dann falten Sie den Zettel in der Mitte. Erst danach gehen Sie aus der Wahl-Kabine. Den Stimm-Zettel werfen Sie in die Wahl-Box.

Dann sind Sie fertig.

Sie brauchen Hilfe? Dann fragen Sie die Wahl-Helfer.

Die Wahl-Helfer dürfen Ihnen helfen.

Sie dürfen auch eine Person zur Unterstützung mitbringen. Wichtig ist: Sie entscheiden selbst, wen Sie wählen. Und: Ihre Wahl bleibt geheim! Niemand darf verraten,

wen Sie wählen.

Wählen kann man auch per Post

Sie können auch Brief-Wahl machen.
Das sind Gründe für die Brief-Wahl:

  • Sie haben am Wahl-Tag keine Zeit.
  • Sie brauchen mehr Zeit und Ruhe um zu wählen.
  • Sie können nicht ins Wahl-Lokal gehen.
  • Das Wahl-Lokal ist nicht barriere-frei.

Wahl-Unterlagen für zu Hause

Für die Brief-Wahl brauchen Sie Ihre Wahl-Unterlagen. Um die Wahl-Unterlagen zu bekommen, müssen Sie ein Formular ausfüllen. Das Formular ist bei der Wahl-Benachrichtigung dabei. Damit können Sie die Wahl-Unterlagen abholen. Das machen Sie bei Ihrer Gemeinde. Oder bei Ihrem Bezirks-Amt. Sie können das Formular auch zurück schicken.

Dann bekommen Sie die Wahl-Unterlagen mit der Post.

Zu den Wahl-Unterlagen gehören:

  • der Wahl-Schein,
  • der Stimm-Zettel,
  • und mehrere Brief-Umschläge.

Fragen Sie nach dem Wahl-Hilfe-Heft

Die Wahl-Unterlagen sehen immer ein bisschen anders aus. Unterschreiben Sie den Wahl-Schein. Machen Sie Ihre Kreuze auf dem Stimm-Zettel. Wichtig ist: Beachten Sie die Hinweise auf den Wahl-Unterlagen. Oft gibt es ein Wahl-Hilfe-Heft in Leichter Sprache. Dort steht ganz genau, wie es geht. Haben Sie alles fertig? Dann bringen Sie die Wahl-Unterlagen zur Post. Der Brief darf nicht zu spät kommen.

Sonst ist Ihre Wahl ungültig.

Sie dürfen sich auch helfen lassen. Wichtig ist: Sie entscheiden selbst, wen Sie wählen. Und: Ihre Wahl bleibt geheim. Niemand darf verraten,

wen Sie wählen.

Wie funktioniert Wählen? Ein Erklär-Film in Leichter Sprache von Tacheles, dem inklusiven Medien-Team der Lebenshilfe Trier.