Was ist der Unterschied zwischen Freikirche und evangelische Kirche?

Wer Mitglied einer Freien evangelischen Gemeinde ist, für den ist die Bibel Gottes Wort. In ihr steht, daß Gott eine persönliche Beziehung zu den Menschen haben möchte, weil er die Menschen als sein Gegenüber geschaffen hat. Gott hat für jeden eine Aufgabe, die sein Leben sinnvoll macht. Gott liebt alle Menschen und läßt ihnen daher auch die Freiheit, an ihn zu glauben oder nicht. Im Mißbrauch seiner Freiheit lehnt sich der Mensch gegen Gott auf. Er führt sein Leben nach eigenen Vorstellungen und fragt nicht nach dem, was Gott will. Das nennt die Bibel Sünde. Durch sie ist der Mensch hoffnungslos von Gott getrennt. Aber Gott hat gehandelt, um die Gemeinschaft mit dem Menschen wieder herzustellen. Er hat durch seinen Sohn Jesus Christus eine Brücke gebaut. Jesus starb für die Sünde am Kreuz, damit Menschen wieder mit Gott leben können. Wer zum Glauben an Jesus Christus kommt, sieht ein, daß er bisher falsch gelebt hat und bereut es. Ihm wird die Schuld vergeben. Er ist entlastet und frei.

Ein Mensch, der an Jesus Christus glaubt, weiß: Gott ist da, er läßt den Menschen nicht los. Und Gott verspricht dem, der an ihm festhält, ein Leben über den Tod hinaus. Das ist die Hoffnung der Christen.

Mit Gott leben heißt auch, mehr von ihm wissen wollen. Darum lesen Christen die Bibel, und beten zu Gott. Wer Gott kennengelernt hat, möchte sich ihm zur Verfügung stellen und mithelfen, daß auch andere Menschen Gottes Liebe erfahren.

Was ist der Unterschied zwischen Freikirche und evangelische Kirche?

StopArmut-Konferenz in der Gellertkirche

Im Tagesanzeiger (wir haben darüber berichtet) bezeichnet Georg Otto Schmid die Freikirchen als Gemeinschaften, die daran interessiert sind, dass Menschen zum christlichen Glauben finden und dazu auch einladen. Ist das der entscheidende Unterschied zu landeskirchlichen Gemeinden?

Veränderungen im Landes- und Freikirchenspektrum

In der kirchlichen Landschaft bewegt sich etwas. Zum einen gibt es Freikirchen, die viel stärker das diakonische Engagement im Sinne eines Tatzeugnisses betonen als wogende Evangelisationsversammlungen und Strasseneinsätze. Zum andern zeigen sich auch in den Landeskirchen je nach Gemeindetradition und Leitung sehr unterschiedliche Gemeindemodelle, was sich auch auf die Glaubensvermittlung auswirkt.

So versammelt zum Beispiel das Landeskirchenforum schweizweit Gemeinden, die eine Kerngemeinde von aktiven und freiwillig Mitarbeitenden Migliedern kennt. Sie sind überzeugt, dass ihre Gemeinde Menschen zum Glauben einladen muss, weil dies ihr biblischer Auftrag ist. Und weil es die einzige nachhaltige Art und Weise ist, wenn die Kirche überleben soll. Sie wollen das aktuelle Landeskirchenmodell als Chance sehen, steuerzahlende Mitglieder, die innerlich der Kirche fernstehen, zu erreichen.

Das Dienstleister-Verständnis

Andere Kirchgemeinden sehen sich stärker als Dienstleister, indem sie einer steuerzahlenden Mitgliedschaft Kasualien wie Taufe, Konfirmation und Beerdigung anbieten und sich im Übrigen bemüht zeigen, dass es nach wie vor gut ist, dass es die Kirche gibt. Sie rechnen aber auch damit, dass sie immer kleiner werden und sich einschränken müssen.  

Gemeindebau – Gemeindeaufbau

Zum andern gibt es frischen Wind aus den Unis, wie zum Beispiel die Studie über «Gemeindeaufbau» des Zürcher Professors für Praktische Theologie, Ralph Kunz, belegt. Sie ermutigt die Kirchgemeinden und die Pfarrpersonen, sich der Identität ihrer Gemeinde und den daraus folgenden Konsequenzen klar zu werden. Sie fordert sie auf, möglichst viele Menschen als mitarbeitende und mitdenkende Mitglieder im Sinne eines allgemeinen Priestertums der Gläubigen zu gewinnen und sie für einen gabenorientierten Dienst zu befähigen.

Unterschiede verschmelzen

Wo dies geschieht, sind die Unterschiede zu einer lebendigen Freikirche oft nur noch schwer auszumachen – mit dem Unterschied, dass ihre Gottesdienste meistens in einem traditionellen Kirchengebäude stattfinden. Ebenso können sich die Leitungsstruktur und der Anstellungsmodus der Pfarrpersonen unterscheiden. Aber sogar hier verschwimmen die Unterschiede, und es gibt landeskirchliche Gemeinden, die ihren Unterhalt und Löhne einzelner Mitarbeiter zu einem Teil aus Spenden decken.

Das Phänomen der Evangelisch-Freikirchlichen

In ihrem Buch «Phänomen Freikirchen» sprechen die Autor/innen, darunter auch ein freikirchlicher Pastor, von den «evangelisch-freikirchlichen» Mitgliedern. Es sind Menschen, die mit ihrem Glaubensverständnis den Gläubigen in Freikirchen sehr nahe sind, sich aber in ihrer landeskirchlichen Gemeinde engagieren, weil sie dort einen Auftrag für sich sehen. Diese Menschen bilden eine Brücke zwischen der landes- und freikirchlichen Welt, sorgen aber auch dafür, dass Ähnlichkeiten im Verständnis christlichen Lebens der Gläubigen und dem Auftrag ihrer Gemeinde nicht zu übersehen sind. Viele Gottesdienste in der Allianzgebetswoche haben gezeigt, wie nahe man sich da und dort gekommen ist und dass solche Gottesdienste nicht mehr wie einst mit einer traditionellen landeskirchlichen Liturgie gefeiert werden müssen. Auch Landeskirchler sind bereit, mal einen Gottesdienst im freikirchlichen Stil mitzuerleben.

Zum Thema:

Tagung in Chur: Landes- und Freikirchen: Das Miteinander bringt's
Michael Diener: «So evangelisch wie möglich und so evangelikal wie nötig»
Zuerst Identität klären: Professor ermutigt zum Gemeindeaufbau in der Landeskirche
Zur Reformation Einheit suchen: Landeskirchen suchen verstärkte Zusammenarbeit mit Freikirchen

Datum: 30.01.2017 Autor: Fritz Imhof

Quelle: Livenet

Ein sonniger Herbst-Sonntag, kurz vor zehn Uhr Vormittag trudeln über 100 Leute in Wien-Floridsdorf ein. In eine Kirche, die "Begegnungszentrum" heißt und von außen an ein großes Gasthaus erinnert. Drinnen weist nur ein schlichtes Holzkreuz darauf hin, dass es sich um mehr als einen Veranstaltungssaal handelt. Eine Band stimmt das erste Lied an, die Musik ist modern und wird elektronisch verstärkt, manche Besucher wippen mit. Der Prediger spricht davon, dass Jesus ein zweites Mal auf die Erde kommen wird.

Es sind junge Menschen da, auch ältere, einige Migranten - ein ganz normaler Ausschnitt der Bevölkerung. Etwas ist hier aber besonders. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich in den vergangenen 50 Jahren auch in Österreich eine neue christliche Bewegung etabliert: Die Freikirchen. Während die katholische und die evangelische Kirche seit Langem unter Mitgliederschwund leiden, sind die Freikirchen auf bis zu 40.000 Mitglieder angewachsen, jedenfalls laut Einschätzung des Grazer Theologen Christian Feichtinger. Genau kennt die Zahl allerdings niemand, denn die freikirchliche Szene ist unüberschaubar und zersplittert. Seit fünf Jahren sind die "Freikirchen" in Österreich eine anerkannte Glaubensgemeinschaft.

Es sind evangelisch geprägte Kirchen, locker im Stil und konservativ in den Inhalten. Mit Katholiken und Protestanten teilen sie die Bibel als wichtigste Glaubensgrundlage. Bei den Freikirchen handelt es sich um ein loses Netz an Gruppierungen, von den Evangelikalen über die Brüdergemeinden bis zur Pfingstbewegung, bei der showartige Gottesdienste keine Seltenheit sind. Ein wesentlicher Unterschied zu Katholiken: In Freikirchen werden keine Babys getauft, sondern nur Jugendliche und Erwachsene. Das ist die größte theologische Differenz.

Wie sind die Freikirchen einzuordnen? Als gefährliche Sekte oder als attraktive Religionsgemeinschaft? Wer eine fundierte Antwort auf diese Frage haben will, wendet sich am besten an Feichtinger. Der Theologe hat an der Universität Graz seine Doktorarbeit über die Freikirchen geschrieben. Feichtinger sagt: In der katholischen Kirche werden einzelne Pfarrgemeinden von übergeordneten Instanzen kontrolliert - vom Dechant bis hin zum Papst. In den Freikirchen sind die Ortsgemeinden stark, übergeordnete Strukturen aber schwach. Das birgt für Feichtinger die Gefahr, dass sich bei freikirchlichen Gemeinden sektenähnliche Strukturen ausbilden können: "Da können unter Umständen auch Negativeinflüsse, Druck, Überwachung, autoritäre Verhältnisse entstehen."

Zu einem ähnlichen Urteil kommt Ulrike Schiesser, Psychologin bei der Bundesstelle für Sektenfragen. Sie ortet bei den Freikirchen "ein sehr intensives Gemeinschaftsleben und innige Verbundenheit" unter den Mitgliedern. "Das hat immer Vor-und Nachteile", sagt Schiesser. "Freikirchen wirken sehr modern, aber von den Grundlinien sind sie konservativer."

Das zeigt sich etwa an der Geschichte der 21-jährigen Tiffany, einer Salzburgerin. Mit 13 freundete sie sich mit einer freikirchlichen Schulkollegin an und ließ sich von ihr in den Teeniekreis - eine Art Jungschar - einladen. "Ich habe es interessant gefunden, dass die da in der Bibel lesen." Die freikirchliche Gemeinschaft gefiel ihr wesentlich besser als das katholische "Pflichtkirchengehen". Außerdem: "Sie sind alle so liebevoll miteinander umgegangen." Tiffany war regelmäßig im Teeniekreis und nahm dafür in Kauf, dass sie von Freunden und Familie wegen ihrer neuen Religiosität "sehr belächelt wurde". Doch die Anziehungskraft des Teeniekreises schwand: "Ich habe begonnen, mich für Buben zu interessieren, für Partys." Im Teeniekreis erlebte sie eine strenge Sexualmoral, Sex vor der Ehe lehnten die allermeisten ab. Heute ist Tiffany 21 und sagt: "Es würde mich immer noch reizen, zu Freikirchen zu gehen -aber es passt nicht mit meinem Lifestyle zusammen."

Die Geschichte von Tiffany zeigt: Freikirchliche Christen vertreten ein gesellschaftspolitisch konservatives Weltbild. Sie glauben fest daran, dass die Bibel von Gott inspiriert ist und dass Gott unabhängig vom Zeitgeist existiert. Das macht sie auch zu Kritikern von Homoehe und Abtreibung.

Zu den Werten steht Reinhold Eichinger, Ratsvorsitzender des Bündnisses "Freikirchen in Österreich". Er sagt: "Unser Maßstab ist nicht der Mainstream, unser Maßstab ist die Heilige Schrift, und da gibt es ein klares Bekenntnis zum Schutz des Lebens, zur Ehe, zur Familie." Eichinger meint auch: "Wir suchen nicht die militante Auseinandersetzung, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir für diverse Werte eintreten."

Nicht nur in den Kirchen, auch in der Politik. Das beste Beispiel dafür ist Gudrun Kugler. Die gläubige Wienerin zog bei der Nationalratswahl 2017 für die ÖVP ins Parlament ein - und hat das zu einem Gutteil Anhängern der Freikirchen zu verdanken, auch wenn Kugler selbst Katholikin ist: Denn sie erhielt ihren Sitz über einen erfolgreichen Vorzugsstimmenwahlkampf, der ihr ein Grundmandat in Wien-Nord verschaffte - den transdanubischen Bezirken Floridsdorf und Donaustadt. Das ist ein freikirchlicher Hotspot: In dem 350.000-Einwohner-Gebiet gibt es laut Reinhold Eichinger - der selbst dort wohnt - gleich 16 freikirchliche Gemeinden, aber nur vier evangelische. Kugler: "Generell war in meinem Wahlkampf die Unterstützung durch christlich inspirierte Gruppen stark spürbar." Kugler fällt innerhalb der ÖVP durch ausgeprägt konservative Positionen auf, ist etwa eine ausgeprägte Abtreibungsgegnerin.

Die Freikirchen gewinnen Akzeptanz bei den traditionellen Kirchen. Der evangelische Pfarrer Thomas Dopplinger sieht schwindende Berührungsängste: "So langsam ist der Kontakt zu den Freikirchen vom Sektenreferat ins Ökumenereferat gewandert." Der Wiener gilt als Verbindungsmann der Evangelischen zu den Freikirchen. Er schätzt dass in Wien inzwischen mehr Menschen freikirchliche Gottesdienste besuchen als evangelische.

Dass die Freikirchen in den letzten 40 Jahren gewachsen sind, beeindruckt auch Würdenträger der katholischen Kirche. Im Jänner 2011 lud Kardinal Schönborn die Chefs der Freikirchen nach Passau. Und wollte wissen: Warum wachsen die Freikirchen? Die Antwort der Freikirchler: Sie würden den Leuten bloß aktiv das Evangelium verkünden. Laut Diakon Johannes Fichtenbauer - der zum engeren Umfeld des Kardinals gehört - habe Schönborn daraufhin beschlossen, die Freikirchen nicht mehr als Gegner, sondern als Partner zu sehen. Schönborn selbst erinnert sich gegenüber profil: Auf der Klausur hätten die Vertreter der Freikirchen "ein sehr beeindruckendes und überraschendes Zeugnis abgelegt. Ich halte das für sehr wichtig, weil wir auf diese Weise aus den manchmal eingefahrenen Wegen herauskommen und neue Zugänge zur Verkündigung kennenlernen."

Die Freikirchen haben sich in Österreich in den vergangenen 50 Jahren von de facto null zu einer relevanten Größe entwickelt. Allerdings: Selbst wenn es 40.000 freikirchliche Christen gibt, macht das nur knapp ein halbes Prozent der österreichischen Bevölkerung aus -im weltweiten Vergleich ist das fast nichts. In Brasilien etwa stellen die Freikirchen inzwischen 20 Prozent der Bevölkerung, auch in den USA und in vielen afrikanischen Ländern spielen sie eine gewichtige Rolle und mischen in der Politik kräftig mit.

In Wien-Floridsdorf geht der Gottesdienst nach eineinhalb Stunden zu Ende. Viele zieht es noch nicht heim. Es gibt ein Kuchenbuffet für alle.

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