Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter

Schon mit einem kleinen Hobby-Fernrohr ist er zu erkennen: Der Große Rote Fleck in der Atmosphäre des Planeten Jupiter. Mit einer Länge von 24.000 Kilometern und einer Breite von 13.000 Kilometern ist er größer als die Erde. Seine Farbe ändert sich im Laufe der Jahre – mal ist er tiefrot, mal nur schwach rötlich, zeitweilig verliert er seine Farbe sogar völlig und ist nur noch als heller Fleck in dem umgebenden Wolkenband sichtbar.

Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter

Jupiter mit Großem Roten Fleck

Nahaufnahmen der amerikanischen Raumsonden Voyager und Galileo zeigen, dass der Große Rote Fleck ein gigantischer Wirbelsturm ist. Er rotiert gegen den Uhrzeigersinn mit einer Periode von sechs Erdtagen. Die Messungen zeigen, dass es sich um einen Antizyklon handelt: Der Große Rote Fleck ist mit einem dauerhaften Hochdruckgebiet in der Jupiteratmosphäre verbunden.

Jahrzehntelange Wirbelstürme

In der dichten Atmosphäre des Jupiter lassen sich ständig hunderte von Wirbelstürmen beobachten. Während auf der Erde Zyklone und Antizyklone etwa gleich häufig auftreten, dominieren auf Jupiter die Antizyklone: Etwa 90 Prozent aller Wirbelstürme größer als 2000 Kilometer sind dort mit Hochdruckgebieten verknüpft. Die mittlere Lebensdauer der Wirbelstürme in der Jupiteratmosphäre liegt zwischen einem und drei Jahren. Doch vereinzelt können große Flecken auch über Jahrzehnte hinweg bestehen bleiben.

So auch der Große Rote Fleck: Schon 1831 zeichnete der deutsche Astronom Samuel Heinrich Schwabe die ersten detaillierten Bilder dieses Phänomens. Damit ist der Große Rote Fleck das beständigste Wetterphänomen im ganzen Sonnensystem. Umstritten ist dagegen, ob ein in den Jahren 1665 bis 1691 von dem italienisch-französischen Forscher Giovanni Domenico Cassini beobachteter Fleck in der Jupiteratmosphäre mit dem heutigen Großen Roten Fleck identisch ist – dann würde dieser Wirbelsturm sogar seit fast 350 Jahren toben! Ein 1664 von dem englischen Physiker und Mathematiker Robert Hooke entdeckter Fleck ist dagegen wahrscheinlich nicht mit dem Großen Roten Fleck – und auch nicht mit Cassinis Fleck – identisch, da er sich an einer anderen Position befand.

Die Sichtbarkeit des Großen Roten Flecks scheint an das Aussehen des südlichen äquatorialen Bandes, eines Wolkenstreifens, in das der Fleck hineinragt, gekoppelt zu sein: Ist das Band hell, so ist der Fleck dunkel, ist das Band dunkel so ist der Fleck hell. Bislang ist weder die Ursache für diesen Zusammenhang, noch für die auffällige rote Farbe des Flecks bekannt. Die Farbe könnte von Schwefelverbindungen, rotem Phosphor oder komplexen organischen Verbindungen stammen.

Der Große Rote Fleck bekommt Gesellschaft

Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter

Drei rote Flecken auf Jupiter

In den Jahren 1998 bis 2000 verschmolzen drei bereits seit den 1930er Jahren beobachtete weiße Wirbelstürme zu einem großen „Weißen Oval“. Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble zeigten im Jahr 2006, dass sich dieses Oval langsam rötlich verfärbte. Seither wird dieser Wirbelsturm zumeist als Kleiner Roter Fleck oder auch als Roter Fleck Junior bezeichnet. Im Mai 2008 tauchte dann noch ein dritter roter Fleck auf, wiederum hervorgegangen aus einem zuvor hellen Wirbelsturm-Oval. Doch diesem neuen roten Fleck war kein langes Leben beschieden: Bereits im Juli 2008 traf er auf den Großen Roten Fleck und wurde von diesem verschlungen.

Wie lange der Große Rote Fleck noch bestehen bleiben wird, lässt sich nicht vorhersagen. Seit den ersten Beobachtungen des Wirbelsturms hat seine Länge von 40.000 auf 24.000 Kilometer abgenommen. Setzt sich dieser Trend im gleichen Tempo fort, so könnte der Fleck bis zum Jahr 2040 rund sein – möglich, dass er sich anschließend ganz auflöst.

Wetter ist nicht nur ein irdisches Phänomen, wie früher angenommen wurde. Auch auf den anderen Planeten in unserem und in anderen Sonnensystemen gibt es Wetter. Voraussetzung: Die Planeten sind von einer Gashülle umgeben. Der Gasplanet Jupiter besitzt solch eine Atmosphäre - und sie ist enorm. Wie auch der Jupiter selbst. Er ist der Gigant unter den Planeten unseres Sonnensystems. Die Erde würde mehr als tausendmal in ihn hineinpassen und er wiegt mehr als doppelt so viel wie alle anderen Planeten zusammen. Kein anderer Planet dreht sich so schnell um sich selbst: Ein Jupitertag dauert nur knapp 10 Stunden.

Aufgrund seiner Größe ist der Jupiter eines der hellsten Objekte am Nachthimmel und mit einem einfachen Teleskop zu beobachten. Er sieht gestreift oder wie in unterschiedlich farbigen Bändern eingewickelt aus. Diese Bänder, von denen die helleren Zonen, die dunkleren Gürtel genannt werden, sind sogenannte Strahlströme. Sie transportieren Wolken mit einer Geschwindigkeit von bis zu 500 km/h um die Kugel. Strahlströme, oder auch Jets, sind Starkwindbänder mit hohen Geschwindigkeiten. Anders als die Strahlströme auf der Erde, welche durch Tröge und Rücken in der mittleren Atmosphäre nach Nord und Süd abgelenkt werden, verlaufen die Jets auf dem Jupiter zonal, sprich in Ost-West-Richtung.

Innerhalb oder zwischen diesen starken Windbändern liegen riesige Wirbelstürme. Der bekannteste hiervon ist der 'Große Rote Fleck' auf der südlichen Halbkugel. Der heißt wirklich so, auf englisch 'Big Red Spot'. Der Fleck ist ein Tiefdrucksystem, das größer ist als die Erde und Windgeschwindigkeiten aufweist, wie sie sonst in unserem Sonnensystem nicht zu finden sind. Man nimmt an, dass die Spitzenwerte bei bis zu 700 km/h liegen können, also mehr als doppelt so hoch wie bei einem ausgeprägten Hurrikan über Nordamerika.

Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter

Die Erde passt locker in den 'Großen Roten Fleck' hinein.

Die Farbe des 'Großen Roten Fleck' ist, ebenso wie die der Strahlströme, nicht immer die gleiche. Der Jupiter hat bekanntermaßen keine feste Oberfläche, sondern besteht aus Gasen (einen festen Kern könnte er aber haben). Durch seine dynamische Atmosphäre ändert sich die Zusammensetzung der Gase und damit die farbliche Erscheinung. Angetrieben wird der 'Große Rote Fleck' wohl durch den Temperaturunterschied zwischen den warmen aufsteigenden Gasen im Zentrum und den absinkenden kalten Gas am Rand. Auch auf der Erde führen ja Temperaturunterschiede zur Bildung von Hochs und Tiefs.

Eine weitere Besonderheit, abgesehen von der Größe, ist die Langlebigkeit dieses Wirbelsturms. Während sich auf der Erde eine ausgeprägte Zyklone innerhalb einiger Tage bis Wochen auflöst, besteht der 'Große Rote Fleck' möglicherweise bereits seit über 300 Jahren. Das könnte daran liegen, dass der Wirbelsturm sich eben nicht über einer festen Oberfläche befindet, die ihn durch Reibung abbremsen oder ablenken könnte, wie einen Hurrikan, wenn er vom Ozean auf Land trifft.

Allerdings besteht auch dieses Tiefdrucksystem nicht ewig. Es schrumpft – und es ist durchaus möglich, dass es bis zum Ende dieses Jahrhunderts bereits verschwunden ist. Das nächste Tiefdrucksystem steht auch schon in den Startlöchern. Der 'Kleine Rote Fleck', der zu Beginn des Jahrtausends durch den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Wirbelstürme entstand, ist ein würdiger Nachfolger.

Quelle: DWD

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Wissenschaft „Hubble“-Teleskop

Veröffentlicht am 22.09.2020

Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter
Was ist der Rote Fleck auf dem Jupiter

Dieses Foto vom Planeten Jupiter hat das Weltraumteleskop "Hubble" am 25. August 2020 aufgenommen.

Quelle: NASA/ESA/A. Simon (Goddard Space Flight Center), and M. H. Wong (University of California, Berkeley) and the OPAL team.

Seit Jahrhunderten tobt auf dem Jupiter ein gewaltiger Wirbelsturm – bekannt als Großer Roter Fleck. Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat neue Fotos und interessante Neuigkeiten vom Riesenplaneten geliefert.

Der Große Rote Fleck in der Atmosphäre des Planeten Jupiter wurde bereits 1831 vom deutschen Astronomen Samuel Heinrich Schwabe gezeichnet. Mit einem guten Feldstecher kann ihn sich jeder Astronomie-Interessierte selber anschauen.

Denn bis heute ist dieser mysteriöse Sturm nicht wieder verschwunden, wenngleich sich seine Größe und Farbe im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat. Derzeit besitzt der Große Rote Fleck einen Durchmesser von rund 15.800 Kilometern.

Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat aus einer Entfernung von 653 Millionen Kilometern ein neues, hochauflösendes Bild vom Riesenplaneten Jupiter geschossen.

Es zeigt, wie der sich in der südlichen Hemisphäre von Jupiter bewegende Wirbelsturm weiße Wolken vor sich herschiebt und dadurch ein Muster aus weißen und rötlichen Streifen erzeugt. Die rote Farbe könnte von rotem Phosphor oder Kohlenwasserstoffen stammen.

Erstmals auf diesem „Hubble“-Foto zu sehen ist ein neuer, hell-weißer Wirbelsturm auf der Norhalbkkugel des Planeten (oben links). Die Forscher konnten seine Geschwindigkeit auf 560 Kilometer pro Stunde bestimmen. Sie spekulieren, dass dieser neue Wirbelsturm ähnlich langzeitstabil wie der Große Rote Fleck sein könnte, und es künftig auf der Süd- und Nordhalbkugel von Jupiter jeweils einen großen Wirbelsturm gibt.

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Einen kleineren Bruder auf der Südhalbkugel hat der Große Rote Fleck ohnehin schon. Dieser befindet sich direkt unter dem großen Wirbelsturm und wird von Nasa-Forschern gern auch „Red Spot Junior“ genannt. Dieser Fleck entstand 2006 und ist seitdem nicht mehr verschwunden. Anfangs war er so weiß wie der jüngst in der Nordhalbkugel entstandene. In seinem Zentrum ist er jedoch im Laufe der Zeit rötlicher geworden, und die Wissenschaftler halten es für möglich, dass er in Zukunft dem Großen Roten Fleck farblich immer ähnlicher werden könnte.

Auf dem von „Hubble“ gelieferten Foto ist übrigens links als kleines Kügelchen der eisbedeckte Jupitermond Europa zu erkennen. Im Jahr 2012 war es ebenfalls das Weltraumteleskop „Hubble“, das auf diesem Mond Wasserfontänen fotografierte, die aus dem Boden hoch in die Atmosphäre schießen. Das war der Beweis dafür, dass sich unter der Eisoberfläche des Jupitermondes Europa ein Ozean aus flüssigem Wasser befinden muss.

Das regte die Fantasie an, es könne in den verborgenen Gewässern des Jupitermondes Europa Lebensformen geben. In unserem Sonnensystem ist jedenfalls der Jupitermond Europa der aussichtsreichste Kandidat für die Existenz von Leben – außerhalb der Erde. Im Jahr 2022 plant die europäische Weltraumorganisation Esa den Start eines Forschungssatelliten, der den Jupitermond Europa näher erforschen soll.